So schmeckt Afghanistan
Text: Andrea Steinhart
Nadia kam 2016 mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern aus Afghanistan nach Deutschland. Ihre Flucht vor dem Terror der Taliban endete in Hamburg. "Am Anfang war es sehr schwer", erzählt Nadia. "Wir konnten die Sprache nicht und wurden in große Einrichtungen gesteckt, mit vielen fremden Menschen." Sie kämpften sich durch, fanden eine Wohnung und Arbeit. "Alles ist auf einem guten Weg", sagt die 32-Jährige. "Ich vermisse nur eines: Freundschaften mit deutschen Frauen."
Um sich in einem neuen Land zurecht zu finden, sind Freundschaften ungemein wichtig, weiß die studierte Geschichtslehrerin. "Doch uns Frauen aus anderen Ländern fehlt die Möglichkeit, uns mit Frauen aus der Nachbarschaft auszutauschen und Freundschaften zu schließen." Deutsche Mütter suchen nicht das Gespräch mit ihnen auf dem Spielplatz oder laden sie zum Kaffeetrinken ein. Deshalb hat Nadia mit anderen Frauen Begegnungsabende im Kulturladen der Stadtteilinitiative Hamm organisiert.
Bei duftendem Reis mit Rosinen, frittierten Auberginen mit Joghurtsauce lernten sich afghanische und deutsche Frauen kennen und tauschten sich über interkulturelle Themen, Gemeinsamkeiten und Rezepte aus, während die Kinder betreut wurden. "Die Tische bogen sich unter den vielen afghanischen Köstlichkeiten." Der Kulturladen unterstützte die Frauen und stellte ihnen die Küche und Räume zur Verfügung. "Am Anfang hatte ich etwas Angst, ich hatte keine Erfahrungen und fürchtete, dass das Essen den deutschen Frauen nicht schmeckt", erzählt Nadia. Doch es wurde ein Erfolg. Zu den Veranstaltungen kamen immer über 30 Frauen mit ihren Kindern. "Ich fühle mich richtig gut und stark, und wir als Team haben viel aus dem Projekt gelernt, wir sind mutiger und selbstbewusster geworden." Nach diesen ersten Treffen plant Nadia mit dem Kulturladen bereits weitere Projekte.
Seit 2021 ist die Freiwilligenagentur als Kooperationsprojekt der Caritas Hamburg und dem Freiwilligen Zentrum Hamburg für den Bezirk Hamburg-Mitte zuständig. Freiwilligenagenturen sind wichtige Akteure und Anlaufstellen für das Engagement in Hamburg. "Neben unserer allgemeinen Vermittlung von Ehrenämtern haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Migrationshintergrund dabei zu unterstützen, eigene Ideen umzusetzen, indem wir sie individuell beraten, finanziell unterstützen und mit Stadtteil- und Kulturzentren vernetzen", sagt Jana Koch, die das Projekt betreut. Eine enge Zusammenarbeit findet mit Jennifer Bitter statt, die die Teilnehmenden mit qualifizierenden Workshops über das Konzept "Gemeinsam für Teilhabe - Koordinierung und Stärkung des ehrenamtlichen Engagements für, von und mit Geflüchteten" vom Caritasverband für das Erzbistum Hamburg unterstützt. Das Projekt wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert.
Weitere Informationen: www.caritas-im-norden.de und www.mittig-engagiert.de