Sozialarbeiter Ehmann in Rente
Ehmann ist ein alter Caritäter, wie man langläufig jene Menschen bezeichnet, die mit ganzem Herzen als katholischer Christ für die Caritas arbeiten und dem Solidarität und Gerechtigkeit nicht nur ein Lippenbekenntnis sind, auch wenn er dabei bei anderen anecken mag.
Ehmann hatte an der frühere Fachhochschulen der Caritas in Freiburg Soziale Arbeit studiert. Nach dem Studium und einer Anstellung bei Kolping in Freiburg führte ihn die Liebe 1977 nach Augsburg. Dort begann er als sogenannter Kreisstellenleiter der Caritas im Landkreis Augsburg. "Damals war man als Kreisstellenleiter Sozialarbeiter für alles", erzählt er. Es gab damals keine anderen sozialen Dienste als die Straffälligenhilfe und die Suchtberatung. Alle anderen Notsituationen und sozialen Fragen kamen bei ihm auf den Tisch.
Als 1991 die Kreis- und Stadt-Caritasverbände eigenständig wurden, übernahm er im Caritasverband für die Stadt Augsburg die Soziale Arbeit inklusive der Allgemeinen Sozialberatung, der Beratung für Mütter-Kind-Kuren und der damaligen "Pflegschaften", die heutigen gesetzlichen Betreuungen. Zudem oblag ihm der Aufbau der Fachberatung für Senioren. In den vergangenen zehn Jahren konzentrierte sich seine Aufgabe auf die Allgemeine Sozialberatung, die erste Anlaufstelle bei der Caritas für Menschen, die in Not geraten sind.
In den langen Jahren bei der Caritas musste Ehmann beobachten, wie die Not immer mehr zunahm. "Sie hat mächtig zugenommen", betont er. Früher habe seine Arbeit im Wesentlichen in der Beratung für die Lösung vor allem zwischenmenschlicher Probleme bestanden. "Heute trifft die Not die Menschen in ihrer materiellen Existenz." Ehmann trauert auch vor diesem Hintergrund dem alten Bundessozialhilfegesetz (BSHG) nach, das 2005 durch "Hartz IV" abgelöst wurde. Er ist nach wie vor der Überzeugung, dass man damals dank des BSHG individueller auf die Menschen eingehen und ihnen damit besser helfen konnte. "In den letzten Jahren ging es in meiner Arbeit nur noch um Existenzsicherung", bedauert er.
Künftig will er sich für die Menschen mit Behinderungen in seinem Wohnort in Neusäß einsetzen. Privat hat er sich vorgenommen, mit seiner Frau nunmehr häufiger auf Reisen zu gehen. Island steht als nächstes Ziel ganz oben.