Zukunft mit jungen Geflüchteten
Wenn wir ernsthaft etwas für den Frieden in unserem Land und für eine lebenswerte Zukunft tun wollen, müssen wir uns besser um die UMA oder UmF kümmern, die unbegleiteten minderjährigen Ausländer:innen beziehungsweise Flüchtlinge. Heute stehen wir an einer bedeutenden Wegkreuzung: Wir können UmF behandeln wie ungewollte Eindringlinge, die so schnell wie möglich wieder weggehen sollen (egal wohin), um uns nicht weiter Arbeit und Ärger zu machen. Oder wir können sie als wertvolle junge Individuen in einer bedeutenden Entwicklungsphase ansehen, in der sie noch viel lernen können, und sie in unsere Gesellschaft aufnehmen, weil es hier eine Zukunft gibt. Es ist durchaus auch in unserem eigenen Interesse, denn die jungen Menschen können mit Sprachförderung, Bildung und Ausbildung ein Teil der Lösung des Fachkräfteproblems werden. Behandeln wir sie jedoch wie Menschen zweiter Klasse, müssen wir uns nicht wundern, wenn Frust und Perspektivlosigkeit zur Eskalation von Konflikten beitragen. Wir haben die Wahl.
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Die Herausforderung: Aktuell (Stand Dezember 2023) halten sich 40.000 unbegleitete jugendliche Geflüchtete in Deutschland auf. Die Jugendhilfe ist durch eine Häufung von Aufgaben an ihren Grenzen. Seit Monaten kommen jedoch deutlich mehr neue UmF zu uns, die nach Einreise und Feststellung ihrer Minderjährigkeit in Obhut zu nehmen sind, so schreibt es das SGB VIII vor. Danach kommen ein Clearingverfahren, die Bestellung eines Vormunds, gegebenenfalls eine Umverteilung in Deutschland und die Unterbringung in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.
Doch fehlen in den Jugendämtern Fachkräfte, genau wie in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe - für die UmF gibt es zu wenig freie Plätze. Die Akteur:innen suchen verzweifelt nach Lösungen: Bundesweit werden Unterbringungs- und Personalstandards abgesenkt, Brückenlösungen geschaffen und Möglichkeiten außerhalb der Kinder- und Jugendhilfe zur Abwendung von Obdachlosigkeit genutzt. Diese temporären Kompromisse sind schmerzhaft für die Helfenden und für die jungen Menschen, die sich in unserem wohlhabenden Land als Menschen zweiter Klasse fühlen.
Nun werden in den Kommunen und auf Länderebene Forderungen laut, die UmF ab 14 oder 16 Jahren in Gemeinschaftsunterkünften nur mit dem Nötigsten zu versorgen und ihnen die Leistungen des SGB VIII vorzuenthalten. Diese Entwicklung ist der falsche Weg! Es darf nicht geschehen, dass die Engpässe dieser Zeit dazu missbraucht werden, unsere humanitären und christlichen Standards aufzugeben.