Willen der Pflegenden respektieren
Mitte Juni hat sich in Berlin die Pflegekammerkonferenz konstituiert, gegründet von den drei Landespflegekammern Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sowie dem deutschen Pflegerat. Er erhebt den Anspruch, die Pflegenden aus den Bundesländern zu vertreten, die (noch) keine Pflegekammer haben.
Während die Verkammerung der Pflege zum Teil durchaus sehr kritisch gesehen wird - so positioniert sich zum Beispiel die Gewerkschaft Verdi gegen eine "Pflegekammer" -, sind sich doch die Akteure im Gesundheitswesen weitestgehend einig, dass auch die Pflege eine schlagkräftige Interessenvertretung benötigt. Der Deutsche Caritasverband hat sich 2013 eindeutig gegen die Errichtung von Pflegekammern ausgesprochen. Auch in der Trägerlandschaft wurde das Thema kontrovers diskutiert. Entscheiden sich aber die Pflegenden für eine Kammer, so ist man auf Verbandsseite meines Erachtens gut beraten, alte Positionen aufzugeben.
In der Caritas ist die Pflege die stärkste Berufungsgruppe und traditionell ist die Pflegelandschaft gerade in NRW durch caritative Krankenhäuser und Altenheime stark geprägt. Auf das ganze Land gesehen arbeiten rund 200.000 Pflegende in den Einrichtungen und Diensten der Gesundheitshilfe.
Am Beispiel der Bundesärztekammer, dem Zusammenschluss der Landesärztekammern, wird deutlich, wie eine berufsständische Interessenvertretung sehr erfolgreich Gesundheitspolitik mitgestalten kann. Der größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen fehlt eine solche Mitgestaltungsmöglichkeit noch.
Wenn ein zusätzlicher Akteur die Bühne betritt, muss das für die bisherigen Akteure nicht unbedingt bequemer werden. Aber der Blick aus der Pflege selbst ist für die Gestaltung unseres Gesundheitswesens ebenso wichtig wie der ärztliche oder der wirtschaftliche Blick.
Gut beraten, den Weg wohlwollend mitzugehen
Die Träger von Einrichtungen und Diensten und alle, die pflegerische Dienstleistungen in Anspruch nehmen, sind darauf angewiesen, dass Pflege auch in Zukunft ein attraktiver Beruf bleibt. Zur Attraktivität gehört, dass die Pflege ihr Berufsfeld selbst mitgestalten und ihre Vorstellungen selbstbewusst in die Politik einbringen kann. Wenn der Weg in die Pflegekammer der ist, den die Pflegenden selbst wählen, so ist dies zu respektieren.
Auch wenn man eine Verkammerung, insbesondere eines Berufsfelds, welches sich nahezu vollständig aus angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammensetzt, nicht für das optimale Instrument hält, so ist die Caritas jedoch aus den genannten Gründen gut beraten, diesen von den Pflegenden selbst gewählten Weg der Organisation des Berufsfelds wohlwollend mitzugehen und sich ihm nicht entgegenzustellen.