Unzureichend finanziert
Es seien Managementfehler, ist immer wieder zu hören, wenn Kliniken in die roten Zahlen kommen. Das mag im Einzelfall stimmen. Die Regel ist es in Niedersachsen und in anderen Bundesländern gewiss nicht!
Als derzeitiger Vorsitzender der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) erlebe ich die Situation der Mitgliedshäuser hautnah. Eine Befragung der 200 Kliniken in Niedersachsen ergab, dass circa 70 Prozent der Häuser dieses Jahr mit roten Zahlen abschließen werden. Auch kirchliche Krankenhäuser können sich diesem Strudel nicht entziehen. Als Flächenbundesland ist Niedersachsen mit vielen kleineren Kliniken in besonderer Weise betroffen.
Als Ausdruck dieser Not hat es in letzter Zeit massive Proteste gegeben. Allianzen verschiedenster Akteure haben sich gebildet, um auf die angespannte Lage hinzuweisen. Es kann doch nicht sein, dass bei Tariferhöhungen in katholischen Krankenhäusern unserer Region größtenteils Anträge an die Regionalkommission Nord gestellt werden, um eine Absenkung zu beantragen.
Eine Ursache für das Desaster ist die unzureichende Refinanzierung der kontinuierlich steigenden Sachkosten. Hinzu kommt in Niedersachsen, dass wichtige Kriterien der Krankenhausfinanzierung wie etwa der Landesbasisfallwert, also der Grundpreis für einzelne Leistungen, zu niedrig ausgehandelt wurden. Wenn bei den Verhandlungen zwischen den Bundesländern Unterschiede von über 200 Euro entstehen können, ist dies grundsätzlich zu hinterfragen.
Es ist nicht nachvollziehbar, dass eine bestimmte Leistung je nach Bundesland günstiger oder teurer ausfällt - und das bei gleichem Krankenkassenbeitrag und bei ähnlichem Qualitätsniveau eines Krankenhauses.
Was ist zu tun? Neben einer kurzfristigen Finanzspritze im Jahr 2013 über die Bundesebene müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen in den folgenden Jahren so verändert werden, dass eine auskömmliche Finanzierung möglich ist. Konkret bedeutet das auch: differenzierte Regelungen über Mehrleistungen in den Häusern und ein ausreichender Basisfallwert, mit dem Krankenhäuser ihre Aufgaben erfüllen können.
Erst wenn die tatsächlichen Kosten adäquat finanziert werden, wird es möglich sein, den Fachkräftemangel intensiver anzugehen. Werden jedoch die allgemeinen Arbeitsbedingungen als Hemmnis bewertet und Kliniken in der Öffentlichkeit einseitig als Kostentreiber wahrgenommen, muss man sich über die derzeitige Situation nicht wundern.
Ein Umdenken ist erforderlich: Eine gute Gesundheitsversorgung ist neben ausreichenden Angeboten in Erziehung und Bildung ein Standortvorteil für eine gesamte Region! Es bedarf eindeutiger Statements aus der Politik, die Trägervielfalt in der Krankenhauslandschaft weiterhin stützen zu wollen und kleineren Häusern eine Überlebenschance zu geben - unabhängig von Wahlen.