Strom abgeklemmt – vom Leben abgehängt
Die Zahlen der angedrohten und vollzogenen Stromsperren machen deutlich, dass es hier nicht nur um individuelles Verschulden einzelner Haushalte geht. Wir haben auf dem Energiesektor ein erhebliches strukturelles Problem. Die Stromkosten sind seit vielen Jahren auf sehr hohem Niveau. Preissenkungen geben die Erzeuger nur unzureichend bis gar nicht an die Verbraucher weiter.
Besonders schwer ist das für die Bezieher von Hartz IV oder Sozialhilfe (wie die Studie von Caritas und ZEW zeigt). Die Kosten für Strom sind in den Regelleistungen viel zu niedrig angesetzt. Selbst wenn man den persönlichen Energieverbrauch auf ein niedriges Niveau absenkt, sind die Kosten nicht bedarfsgerecht berücksichtigt. Diesen Menschen fällt es besonders schwer, Rückstände auszugleichen, die Folgekosten einer Sperre zu stemmen und wieder an Strom zu gelangen. Die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) fordert hier seit Jahren eine deutliche Nachbesserung.
Stromzuschläge für Menschen mit niedrigem Einkommen
Bei einer Sperre wird der Strom abgestellt und der Zähler verplombt. Die Menschen sitzen sprichwörtlich im Dunkeln, können nicht kochen, im Internet surfen oder telefonieren. Musik hören? Fehlanzeige. Selbstverständlichkeiten, die nie hinterfragt werden, gehen auf einmal nicht mehr. Soziale Teilhabe ist massiv eingeschränkt.
Es muss also etwas passieren. Zunächst müssen die Regelbedarfe den tatsächlichen Kosten angepasst werden. Für Bezieher von Niedrigeinkommen muss über Möglichkeiten eines Stromzuschlages nachgedacht werden. Darüber hinaus braucht es ausreichende kostenfreie Beratungen fürs Energiesparen und bei Stromschulden. Es gibt gute Lösungsansätze. Sie müssen endlich angegangen werden, damit zukünftig nicht noch bei mehr Haushalte die Lichter ausgehen.
- Konkrete Hilfe: So lassen sich Stromsperren vermeiden