Partei ergreifen für Ausgegrenzte
In Zeiten, in denen der mitmenschliche Zusammenhalt und die Demokratie unter Druck stehen, ist ein starkes und entschiedenes gesellschaftliches Engagement besonders gefragt. In der Caritas arbeiten wir jeden Tag gegen die Ausgrenzung und Abwertung von Menschen und Gruppen. Wir stehen für Mitgefühl und Mitverantwortung, und daraus folgt: Wer den Menschen und der Gemeinschaft dient, kann zum politischen Geschehen nicht schweigen.
Wenn Bundestagspräsidentin Julia Klöckner den Kirchen Zurückhaltung in politischen Fragen anrät, verkennt sie, dass christliche Haltung und tätige Nächstenliebe immer auch gesellschaftlich einwirken und mitwirken. Sich da herauszuhalten, geht und gilt nicht. Die Botschaft des Evangeliums ist nichts für Innenräume – sie fordert uns auf, Partei zu ergreifen: für die Abgehängten, die Ausgegrenzten, für alle in ihrer Würde bedrohten Menschen. Das steht über politischem Parteienstreit, das ist unser fundamentaler Beitrag zur Kultur des Miteinanders. Eine Caritas, die ruhigstellt, füttert und pflegt, aber in Anbetracht der Not und ihrer Ursachen schweigt, würde ihren Auftrag und ihre Sendung verfehlen.
Die Einstufung einer Partei in unseren Parlamenten durch den Verfassungsschutz als rechtsextrem ist ein Warnsignal, das wir nicht ignorieren können. Alle Politiker:innen, die offen gegen Geflüchtete, Menschen mit Behinderung oder andere marginalisierte Gruppen hetzen, stehen in klarem Widerspruch zu den Werten, für die die Caritas eintritt. Wer Menschen individuell oder durch ihre Zuordnung zu Gruppen abwertet und ausgrenzt, disqualifiziert sich als Partner für Dialog und Kooperation. Diese Klarheit und Entschiedenheit sind keine politische Parteinahme, sondern Ausdruck gelebter Christlichkeit.
Aktuell ist die politische Debatte rauer und der Ton in öffentlichen Auseinandersetzungen aggressiver und unversöhnlicher geworden. Dabei trifft es die, die am wenigsten gehört werden, oft am härtesten. Geflüchtete, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung – sie brauchen nicht nur Unterstützung, sondern auch Fürsprecher:innen. Da ist es umso wichtiger und richtig, dass wir als Caritas neben unserem Angebot, beim Bewältigen des Alltags und dem Entwickeln von Lebensperspektiven zu helfen, auch unsere Stimme erheben, wenn die Menschenrechte bedroht oder negiert werden.
Dass die Caritas weit mehr als eine humanitäre Dienstleisterin ist, zeigt eindrucksvoll eine aktuelle Studie der Bergischen Universität Wuppertal: Die freie Wohlfahrtspflege ist ein stabilisierender Faktor – nicht nur für das Soziale, sondern auch für Wirtschaft und Demokratie.