Folgen den Worten Taten?
Der Ende Januar vom Bundeskabinett verabschiedete 14. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung justiert das Verhältnis zwischen privater und öffentlicher Verantwortung für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen neu. Er macht deutlich, dass die Elternverantwortung klare Priorität hat. Öffentliche Verantwortung - staatliche sowie zivilgesellschaftliche - schafft Rahmenbedingungen, unterstützt, fördert und ergänzt die elterliche Verantwortung. Die Kinder- und Jugendhilfe steht damit in der Mitte der Gesellschaft und leistet einen nachhaltigen, öffentlich verantworteten Beitrag. Allerdings muss sie mehr Transparenz über ihre Leistungen und deren Wirkungen herstellen.
Als zentrale Herausforderungen auf dem Weg zu einer kinder- und jugendgerechten Gesellschaft akzentuiert der Bericht neben dem Ausbau der frühen Förderung, Bildung und Betreuung, der Stärkung der Familie und der Elternkompetenz in besonderer Weise die Lebensphase Jugend. Bemängelt wird, dass die Arbeitsmarktpolitik zu sehr von jungen Menschen mit Qualifizierungsdefiziten und fehlender Leistungsbereitschaft ausgehe und durch die Sanktionspraxis die Gewichtung zwischen Fördern und Fordern aus der Balance gerate. Deutlich wird eine erhebliche Nachjustierung der Abstimmung der Wirkungskreise SGB VIII, SGB II und SGB III gefordert.
Die Jugendpolitik müsse aus ihrer "Atomisierung" herausgelöst und als umfassend angelegte Politik für die Jugend entwickelt werden. Dabei soll sie auch weiterhin Antworten auf prekäre Lebenslagen geben und junge Menschen biografisch begleiten. Wichtiges Ziel ist die Bewältigung von Übergängen und der Abbau von sozialen Ungleichheiten, die aufgrund der sozialen Herkunft und für bestimmte Zielgruppen wie beispielsweise junge Flüchtlinge bestehen.
Der Bericht bietet einen enormen Fundus an richtigen Analysen und Ansätzen zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen. Er benennt eine Vielzahl an Baustellen und Weiterentwicklungsbedarfen, die dem Grunde nach bekannt sind. Entscheidend bleiben die Umsetzung und die Entwicklung langfristiger Strategien, die über Wahlperioden hinausgehen.
Nach Ansicht der Caritas muss hierbei ein starker Akzent auf die Weiterentwicklung der Schulsozialarbeit gelegt werden. Deren Erfolg ist offensichtlich und messbar, ihre Einführung als Regelinstrument und die Finanzierung sind jedoch noch in keiner Weise gesichert.
Man darf gespannt sein, ob der Bericht in der Politik Wirkung entfalten wird oder ob er als ein zu lobendes Analyseinstrument lediglich zur Kenntnis genommen wird.