Einseitige Kita-Arbeit
Der Kiebitz, Vogel des Jahres 1996, ist bekannt für seine imposante Balz und sein lautes Rufen. Doch hat er es zunehmend schwer zu überleben, da seine Lebensräume stark gefährdet sind. Auch wenn der Vergleich hinken mag, doch durch das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) und seine zweite Reform scheint auch der Lebensraum für unsere Kinder in den Kindertagesstätten von NRW bedroht.
Zunächst erschien es positiv, dass im Referentenentwurf vom Dezember 2013 für ein "Gesetz zur Änderung des KiBiz" notwendige Modifikationen Eingang fanden: Grundsätzliche Aspekte der frühkindlichen Bildung wurden positiv betont; die seit langem geforderte Abschaffung von Sprachstandtests und isolierten Sprachförderprogrammen, zusätzliche Förderungen von Einrichtungen in sozial benachteiligten Regionen wurden aufgenommen. Notwendige Veränderungen zum Wohle der Kinder, zur Planungssicherheit der Träger und zur Unterstützung aller im Kita-Bereich Tätigen wurden jedoch kaum berücksichtigt.
Die geplante Reform des KiBiz stellt sich nun als ein kleines "Reförmchen" dar. Die anvisierte jährliche Anhebung der Kindpauschalen um 1,5 Prozent entspricht in keiner Weise den vorgegeben Tarifsteigerungen und deckt nicht die Teuerung der tatsächlich entstehenden Sachkosten ab. Ferner wird die notwendige personelle Ausstattung für Gruppen mit Kindern unter drei Jahren mit zwei Fachkräften und zusätzlichen Ergänzungskräften ignoriert, wenngleich Lippenbekenntnisse für die frühkindliche Förderung postuliert werden. Von dem geforderten bürokratischen Aufwand und der Dokumentationsflut ganz zu schweigen. Die schon jetzt sehr eng bemessene Verfügungszeit droht in bürokratischen Verwaltungsaufgaben aufzugehen.
Am gravierendsten ist jedoch die Tatsache, dass nach dem jetzt vorliegenden Entwurf der Dreiklang von Bildung, Erziehung und Betreuung die Balance verliert und einseitig auf den Aspekt der kognitiven Bildung ausgerichtet ist. Richtig, Bildung ist ein hohes Gut - gerade frühkindliche Bildung. Doch diese darf nicht einseitig kognitiv ausgerichtet sein, sondern muss ebenso emotionale und soziale Bildungsprozesse berücksichtigen. Frühkindliche Bildungsprozesse sind immer in einer Interdependenz zu Erziehungs- und Betreuungsprozessen zu sehen und umgekehrt. Wenn hierzu keine Räume und Rahmenbedingungen geschaffen werden, stellt sich die Frage, ob durch das KiBiz noch förderliche Lebensräume geschaffen werden.
Gestattet sei auch die Frage, ob die Verantwortlichen die schon vor Jahren gewonnenen Erkenntnisse und Berichte aus verschiedensten Projekten zur frühkindlichen Erziehung überhaupt gelesen haben.
Anscheinend hält die Politik es wie die Braut, die sagt: "Ratet mir gut, aber ratet mir nicht ab." Aber dieses werden wir zum Wohl der uns anvertrauten Kinder gewiss nicht tun. Wir lassen uns auch keine heile "KiBiz-Welt" vorgaukeln, wenn auch der Kiebitz noch so schön balzen kann.
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