„Drink doch eine met!“
Seit den 70er-Jahren ist dieses Lied der Bläck Fööss die Hymne des Kölner Karnevals. Es verkörpert wie kaum ein anderes Lied die Kölner Offenheit und Toleranz und bildet gelebte Caritas ab. Es könnte auch die Hymne der Caritas sein (aber dann würde die Suchthilfe protestieren) …
Unsere Republik diskutiert gerade die Frage, für wen die Wahrheit dieses Lieds gilt. Nur für Deutsche, nur für Europäer(innen) einschließlich Brexit-Opfer, nur für Bewohner(innen) der westlichen Hemisphäre oder germanische Heimathirsche? Oder umgekehrt: Gilt dieses Lied auch für Muslime, die doch gar keinen Alkohol trinken dürfen, für Geflüchtete, Wohnungslose, Hartz-IV-Empfänger(innen) und Bayern-München-Fans?
Mit Fremden trinkt ein jeder Jeck, der hat sein Herz am rechten Fleck
Die besondere Wahrheit dieses Lieds liegt darin, dass es in diesem Lied gerade um diese Menschen geht. Es geht nicht um unsere Freunde, nicht um die, die ich leiden mag und mit denen ich sowieso ein Bier trinke. Es geht um die anderen, um diejenigen, die mir erst einmal fremd sind, die ich vielleicht nicht leiden mag. Und es geht darum, was ich dabei gewinne und wie ich von Geselligkeit und Offenheit für das andere profitiere.
Und so ist es unser Job als Caritas, dieses Lied zu verbreiten, diese Haltung zu zeigen. Es ist unser Job, die Geflüchteten und Wohnungslosen an die Hand zu nehmen, mit ihnen gemeinsam zum Karneval zu gehen. Sollen sie einen Wagen oder Fußgruppen bilden, sollen sie am Rand "Kamelle" fangen, vermitteln wir ihnen die Bedeutung von Alaaf und Helau, weil das im Curriculum von B2-Sprachkursen fehlt.
Dass manche Bütt ein Fettnapf sei, erfuhr die Kölner Polizei
Die Kölner Polizei hat in einer Art Büttenrede per E-Mail vor kurzem das Gegenteil verbreitet: Sie wollte warnen, dass Geflüchtete keinen Karneval feiern sollen – zumindest nicht in Gruppen –, weil das für sie zu gefährlich wäre. Der Präsident dieser "Karnevalsgesellschaft" hat dies inzwischen dementiert und behauptet, er hätte die Büttenrede nicht freigegeben. Ein dreifaches "Kölle alaaf"!
Die Kölner Caritas feiert unterdessen: Wir laden Geflüchtete ein; zeigen, wie es zugeht im Karneval, was man da darf und was nicht. Aus der Karnevalshochburg Essen organisiert der dortige Caritasverband Studienreisen für Geflüchtete zum Karneval nach Köln. So ist’s recht: Drink doch eine met!