Ambulante Pflege: „Von uns wird voller Einsatz erwartet“
Die Sozialstation Ehrenfeld versorgt mit 32 Mitarbeitenden über 150 Patientinnen und Patienten. Manche von ihnen werden mehrfach am Tag aufgesucht.
Laut Astrid Hövel ist die Nachfrage nach ambulanter Pflege in der Corona-Krise noch mehr gestiegen. Menschen werden aus Reha-Maßnahmen nach Hause geschickt und brauchen Unterstützung. Längst können sich nicht mehr alle privaten Pflegedienste, die vor Jahren begonnen haben, halten, weil die Personaldecke zu dünn ist oder nur eine regionale Begrenzung auch wirtschaftlich tragfähig ist. "Dann kommt es dazu, dass wir um Übernahme gebeten werden", erzählt sie. Auch Krankenhäuser schicken ihre Patient_innen in die Ambulante Pflege. "Nur ist die Aufnahme von neuen Kundinnen und Kunden mit der Corona-Krise aufwändiger geworden, denn gerade in der Ambulanten Pflege müssen die Hygiene-Regeln eingehalten werden, um alle - auch unsere Mitarbeitenden - zu schützen. Im häuslichen Bereich ist es nicht immer einfach, Abstand zu halten, Handschuhe und eine Maske vor dem Gesicht zu tragen, aber wir machen das Beste daraus," betont Hövel.
"Es ist eine Belastungsprobe"
Die Stimmung in der Ambulanten Pflege in der Corona-Zeit? "Sie ist angespannt, dennoch versuchen wir als Team nicht den Humor zu verlieren. Viele Mitarbeitende haben Angst sich anzustecken, trotz strengster Hygienemaßnahmen. Haben Sorge, das Virus in die eigenen Familien zu tragen, die Kinder anzustecken oder aber auch bei der Arbeit auszufallen. Es ist eine Belastungsprobe. Auch im Kontakt mit den Angehörigen."
"Einige haben uns mitgeteilt, dass andere Mobile Dienste, wie Physiotherapien, abgesagt wurden und auch sie selbst nicht mehr kommen werden. Von uns wird aber an dieser Stelle voller Einsatz erwartet. Das ist alles hochemotional, und es sind schon einige Tränen geflossen. Ich würde gerne meine Mitarbeitenden einfach mal in den Arm nehmen - aber das geht jetzt natürlich nicht."
"Die Pflege ist in den Köpfen und Herzen der Menschen"
Das hilft in dieser Zeit: "Wir haben nun das gesamte Team strikt in zwei Gruppen aufgestellt, damit - bei einer möglichen Infektion - die Pflege weiterhin gesichert ist und nicht alle ausfallen. Wir wollen für die Menschen, die uns brauchen, da sein. Aber natürlich auch den Mitarbeitenden höchstmöglichen Schutz bieten. Wir haben viel Unterstützung bekommen, die gut tut. Auch den Applaus von den Balkonen finde ich eine schöne Geste. Natürlich kann ich mir davon nichts kaufen, aber es ist eine wichtige Anerkennung und ein schöner Zusammenhalt. Die Pflege ist in den Köpfen und Herzen der Menschen. Und genau das wollten wir immer. Ich glaube fest, dass sich dadurch etwas für die pflegenden Berufe in Zukunft verändert."
Aufgezeichnet von Sophie Duczek (Öffentlichkeitsarbeit Caritasverband Köln)