Meine Rolle in der Partnerschaft finden
Angehörige tragen an der Sucht keine Schuld. Auch nicht, wenn es zu Hause oft Streit gegeben hatte. Es ist zwar gut, selbstkritisch darüber nachzudenken, ob man zu den Ursachen beigetragen hat. Die Verantwortung dafür, dass aus Ärger Abhängigkeit geworden ist, trägt jedoch der Süchtige allein. "Wenn ich mir die Schuld gebe, bin ich verstrickt und kann bei der Überwindung der Sucht nicht hilfreich sein", sagt Maria Surges-Brilon, Leiterin der Caritas-Suchtberatung in Euskirchen.
Beziehungskrankheit Sucht
Angehörige merken meist schon viel früher als die Betroffenen, dass Sucht zu einem ernsten Problem geworden ist und die gesamte Familien darunter leidet. Oft sind sie es, die den Süchtigen durch offene Gespräche dabei helfen zu akzeptieren, dass sie Suchtprobleme haben oder krank sind. Sie können eine Sucht aber auch durch falsches Verhalten verlängern. Wenn sie die abhängige Person zum Beispiel dabei unterstützen, die Sucht zu verheimlichen und dafür sorgen, dass sie die Folgen ihrer Sucht nicht selber tragen muss.
Dieses problematische Verhalten erreicht seinen Höhepunkt, wenn sich alles im Leben nur noch um die Suchterkrankung des anderen dreht. Wenn jemand das Gefühl braucht, Retter des geliebten Menschen zu sein. Ganz wichtig also: Immer wieder neu abwägen, wo man wirklich hilfreich eingreifen kann und wo man besser nichts tut, damit Betroffene die Verantwortung selbst übernehmen müssen.
Fürsorge hat Grenzen
Die Sorge der Partnerinnen und Partner ist eine wichtige Triebfeder, um die eigene Abhängigkeit zu überwinden. Die meisten Süchtigen gehen den Weg zur Beratungsstelle vor allem ihren Angehörigen oder ihrer Beziehung zuliebe. Es ist also gut, der betroffenen Person eigene Beobachtungen und Empfindungen zu deren Sucht ehrlich zu spiegeln. Und das ohne Vorwurf, sondern mit der Botschaft: Du bist mir wichtig, ich will dir da raus helfen und deshalb sage ich dir das.
Alle Fürsorge hat aber Grenzen – nämlich da, wo das erträgliche Maß an Belastung für den gesunden Partner überschritten ist. Und vor allem da, wo Kinder vor der Unkontrolliertheit eines Süchtigen geschützt werden müssen. Da hilft dann leider nur noch eines: Gehen.