Weg vom Alkohol in ein neues Leben
"Ich habe die Adaption als Sprungbrett genutzt", sagt Detlef K. In drei Monaten krempelte der damals 43-Jährige sein Leben um. Gekommen war er von einer Caritas-Fachklinik, in der er sich vom Alkohol entwöhnt hatte. Kein leichter Schritt, denn Detlef hatte zuletzt zwölf bis 15 Halbe täglich getrunken. Dass er im Vollrausch in eine Polizeikontrolle geriet, betrachtet er im Nachhinein als seine Rettung: "Ein Schutzengel hat mir die vorbei geschickt", sagt er.
Nach Klinik, Therapie und drei Tagen Probewohnen stand für ihn fest: In Regensburg wollte er von vorne beginnen. Die Caritas-Adaptionseinrichtung START hilft suchtmittelabhängigen Menschen ab 18 Jahren, in Beruf und Gesellschaft wieder Fuß zu fassen. Ihr Alltag folgt einem festen Programm: Einzelgespräche mit Psychotherapeuten, Hausversammlungen, Selbsthilfegruppe und gemeinsame Unternehmungen sind Pflicht. Putzen, waschen, kochen und vor allem eine eigene Wohnung und einen neuen Arbeitsplatz finden, gehört zu den Aufgaben der Bewohner.
Neue Wohnung und neuen Job finden
Die Mitarbeiter von START unterstützen sie dabei, indem sie ihnen Adressen von Wohnungsbaugesellschaften geben, beim Umgang mit Behörden zur Seite stehen, sie gegebenenfalls an einen Schuldnerberater vermitteln oder Tipps zur richtigen Ernährung und sinnvollen Freizeitgestaltung geben. "Unsere Klienten sind oft sehr lange draußen aus dem Job. Und ihre Zeugnisse sind nicht gerade Eintrittskarten", sagt Helmut Knoll von START. "Bei den meisten ist es auch völlig unklar, was sie machen können und wie belastbar sie sind." Gerade Alkoholabhängige sind durch jahrzehntelanges exzessives Trinken körperlich geschädigt und nicht fit genug, um mehrere Stunden am Stück arbeiten zu können.
Übers Praktikum zur festen Anstellung
Um herauszufinden, welche Arbeit für den Einzelnen möglich ist, beginnen die START-Bewohner zwei Wochen nach Einzug mit einem Praktikum. Dazu kooperiert die Einrichtung mit Firmen in der Region. So hat Detlef K. auf den ersten Arbeitsmarkt zurückgefunden: Nach dem Praktikum wurde er von seinem Arbeitgeber in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen. "Ich habe immer gearbeitet", sagt er. "Schon seit ich 15 war und meine Lehre als Hotelfachmann gemacht habe."
Detlef K. wollte sein Leben unbedingt selbst wieder in die Hand nehmen. "Man muss sich schon auf die Hinterfüße stellen", sagt er. "Aber der Herrgott hat mir noch eine Chance gegeben." Und die nutzte er. Die Kollegen in der Arbeit kennen seine Geschichte. Detlef K. hat kein Problem damit, mit seinen neuen Freunden in den Biergarten, die Disco oder auf die Kirmes zu gehen. "Sie werden lachen, aber ich habe kein Verlangen nach Alkohol." Für die Zukunft hofft Detlef K., dass alles so bleibt, wie es derzeit ist. "Körperlich und geistig geht es mir gut. Ich bin zufrieden."
Auch kleine Erfolge sind große Fortschritte
Für Helmut Knoll zählen auch die kleinen Erfolge. "Es ist schon ein Fortschritt, wenn jemand zum Beispiel bei einem Rückfall selbst die Notbremse ziehen kann und von sich aus wieder Hilfe sucht." Konstruktiv mit Niederlagen umzugehen, das ist eines der Hauptanliegen von Knoll in der Arbeit mit seinen Klienten. Über den tollen Erfolg von Detlef K. freut sich Knoll besonders. Doch er warnt auch: "Viele von denen, die es schaffen, gehen in Richtung Workaholic", sagt er. Auch Detlef K. übernimmt bei Bedarf gerne einmal Doppelschichten. Aber er hat aus der Therapie gelernt. "Ich weiß jetzt, wann es zu viel wird", sagt er.