Die Vererbung von Armut durchbrechen
Armut darf es im reichen Deutschland nicht geben. Caritas-Präsident Neher bei der Armutsaktion der Caritas im Jahr 2010.Jacob
Die von der Bundesregierung vorgelegten Zahlen sind alarmierend: Jedes dritte Kind eines ungelernten Arbeiters wird ebenfalls ein ungelernter Arbeiter. Und nur jedes zehnte Kind einer Mutter, die maximal einen Hauptschulabschluss hat, besucht das Gymnasium. Auch bei einigen Erwachsenen gilt: einmal arm - immer arm. Denn acht Prozent der Menschen in Deutschland sind nicht nur aktuell arm, sondern waren auch schon in zwei der letzten drei Jahre armutsgefährdet. Armut hat sich bei diesen Menschen verfestigt. Sie haben ein Einkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle, das bei Alleinstehenden derzeit bei 966 Euro liegt.
Was läuft falsch in unserer Gesellschaft, dass die soziale Herkunft immer noch einen hohen Einfluss auf die Bildungschancen junger Menschen hat? Sind alle Reformen der letzten Jahre in den Schulsystemen, beim Übergang von der Schule zum Beruf, in Form der Leistungen für Bildung und Teilhabe für Kinder aus einkommensschwachen Familien umsonst gewesen?
Individuelle Förderung ohne Stigmatisierung
Die Erfahrung der Caritas mit diesen Reformen zeigt: Ein sozialer Aufstieg gelingt nur dann, wenn die benachteiligten Kinder und Jugendlichen individuell gefördert, aber nicht stigmatisiert werden. Befähigung ist hier die Leitlinie der Caritas. Zuschüsse für Mitgliedsbeiträge in Vereinen kommen bei den Kindern nicht an, wenn sie sich im Verein als "arm" outen müssen. Kindertagesstätten mit vielfältigen Erfahrungsräumen müssen für diese Kinder tatsächlich zugänglich sein. Sie sollten in ausreichendem Maße vorhanden, qualitativ gut und finanzierbar sein und flexible Öffnungszeiten haben. Mit sozialen Problemen dürfen benachteiligte Kinder nicht alleinegelassen werden. Sie brauchen gegebenenfalls Unterstützung durch frühe Hilfen oder Schulsozialarbeit. Und es braucht auch Menschen, die diese Jugendlichen sinnbildlich an die Hand nehmen und sie auf dem Weg von der Schule in die Ausbildung begleiten. Ausbildungspatenschaften können ein Schlüssel zu höheren Bildungsabschlüssen sein.
Und wenn es doch nicht klappt? Wie gehen wir mit Menschen um, die vielleicht mehrere Jahre in Armut leben, bei denen Armut nicht nur eine Phase, sondern ihre Lebenssituation ist? Auch ihnen müssen Türen geöffnet werden zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Wer mit diversen sozialen Schwierigkeiten zu kämpfen hat und jahrelang nicht auf dem Arbeitsmarkt war, braucht möglicherweise einen öffentlich geförderten Arbeitsplatz mit sozialpädagogischer Begleitung. Damit solche Personen eines Tages in ungeförderte Beschäftigung wechseln können, sind sie auf Befähigung mittels marktnaher Tätigkeiten und auch Qualifizierung angewiesen. Nur so haben auch diese Menschen wieder eine Chance auf ihren sozialen Aufstieg. Die Caritas kann ihnen Wegbereiter sein.
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