Hintergrund: Wie ermittelt die Caritas-Studie die Zahl der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss?
Auf welchen Daten basiert die Caritas-Studie?
Die Ausgangsdaten der Studie, die Absolutzahlen der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss, werden von den Statistischen Landesämtern im Rahmen der Schulstatistik erhoben. Die Statistischen Landesämter richten sich bei der Erhebung nach der Definition der Kultusministerkonferenz, wobei es je nach Schulsystem zu landesspezifischen Besonderheiten kommen kann. Die Absolutzahlen der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss zieht die Caritas dabei aus der Regionaldatenbank Deutschland der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder.
Definition Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss
"Abgänger der allgemeinbildenden Schulen sind Schüler_innen des Berichtsschuljahres, die die Schulart ohne Hauptschulabschluss verlassen haben und nicht auf eine andere allgemeinbildende Schulart gewechselt sind." (Definitionenkatalog der Kultusministerkonferenz)
Unter diese Definition fallen auch Schüler mit einem Förderschulabschluss, Schüler, die ohne Abschluss eine Förderschule verlassen und grundsätzlich auch neu zugewanderte Jugendliche, die die Schule ohne Abschluss verlassen.
Quotenberechnung
Die Quoten der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss berechnet die Caritas selbst. Bezugsgröße: Schülerzahl der Neuntklässler (bzw. in einigen Bundesländern Zehntklässler), angenähert durch die Zahl der Siebtklässler vor zwei (drei) Jahren.
Diese Definition weicht von der Definition in der amtlichen Statistik ab. Dort wird die Quote auf die gleichaltrige Wohnbevölkerung oder alternativ auf die Zahl der Abgänger und Absolventen bezogen. Die Caritas entschied sich für ihre Art der Berechnung aufgrund der besseren Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen, die über Kreisgrenzen hinweg in die Schule pendeln und dem sich zum Start der Studie sehr stark auswirkenden Geburtenrückgang in einigen Regionen Deutschlands.
Die Art der Quotenberechnung hat - wenn man den Bezug auf die Neuntklässler mit dem auf die Abgänger und Absolventen vergleicht - nur in einzelnen Ausnahmefällen Auswirkungen auf die "Quoten-Rangfolge" der Kreise und kreisfreien Städte.
Ermittlung der Einflussfaktoren
Die Studie von 2012 (hier als Spezial-Ausgabe der Zeitschrift neue caritas verfügbar) zeigte, dass die Quoten der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss vor Ort durch drei Dinge wesentlich bestimmt werden:
- Von Bundeslandeffekten,
- dem Anteil der Förderschüler und der
- Arbeitslosenquote.
Daneben haben der Anteil der ausländischen Schüler, der der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung und das Bruttoinlandsprodukt einen – wenn auch kleineren – Einfluss.
Bei der Auswertung der Daten im Jahr 2019 kommt neu der Faktor der neu zugewanderten Jugendlichen hinzu, der die Quote vor Ort mitbestimmt.
In der Studie wurde auch festgestellt, dass es Landkreise gibt, die trotz schwieriger Ausgangsbedingungen (relativ) niedrige Quoten an Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss haben. Nach Erfahrungen von Caritas-Experten aus diesen Kreisen zeigte sich, dass dort viel für die jungen Schüler getan wird - auch durch Kooperationen der unterschiedlichen Akteure (vgl. "Auf den politischen Willen kommt es an"). Vieles spricht dafür, dass dies auch im Umgang mit den neu zugewanderten Jugendlichen gilt.