Welche Kompetenzen brauchen wir in der digitalen Welt?
Kompetenzen vereinen Fähigkeiten und Fertigkeiten, das Wissen und seine Umsetzung. Wer Kompetenzen in einem bestimmten Bereich besitzt, erkennt Probleme, ist bereit sie zu lösen und weiß auch wie. Schon allein diese ganzheitliche Herangehensweise an Lernen in einem lebenslangen Sinn ist nicht alt und geht mit der zunehmenden Modernisierung und Digitalisierung unserer Gesellschaft Hand in Hand.
Kompetenzen der digitalen Weltpixabay.com
Die Frage, welche Kompetenzen Menschen in der Caritas und darüber hinaus nun brauchen, um neuen Herausforderungen der digitalen Welt zu begegnen, ist längst zum Querschnittsthema der Personal- und Organisationsentwicklung geworden. Deshalb braucht sie, wie immer in diesen Themenbereichen, individuelle Antworten, je nach Person und Organisation. Ein ständiges Hinterfragen der eigenen Voraussetzungen kann nicht durch ein Schulungskonzept zum Thema Digitalisierung nach Schema F ersetzt werden. Gerade komplexen Anforderungen wie diesen können wir nur kooperativ und persönlich begegnen. Linearer Wissenstransfer von Lehrenden zu Lernenden reicht nicht mehr. Hier kommen auch digitale Lernvideos an ihre Grenzen und bedürfen der Erweiterung durch Blended Learning Konzepte, d.h. der Verbindung von analogen und digitalen Formaten. Egal in welchem Format, ob digital oder analog, lernen auch die Lehrenden immer mit. Ein fertiges Curriculum gibt es aus guten Gründen noch nicht.
Trotzdem möchten wir schon einige Kompetenzbereiche und Schlüsselqualifikationen vorstellen, die sich als hilfreich im Umgang mit dem digitalen Wandel erwiesen haben. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, scheinen für viele in der Wohlfahrt ähnlich zu sein. Sie sind für Mitarbeiter/innen seit Jahren spürbar und hinterlassen oft ein Gefühl von Überlastung, wenn sie über all die Schritte nachdenken, die noch zu gehen sind. Folgende Kompetenzbeschreibungen können als Inspiration dienen und sind aus Beobachtungen der Arbeit in sechs Diözesanverbänden hervorgegangen. Daran angelehnt entwickeln auch wir als Tandem unser Fortbildungsangebot:
1. Selbstbewusst agieren in einer digitalen Welt der Veränderungen
Einfach mal ausprobierenPixabay.com
Offen für Veränderungen sein, flexibel mit eigenen Strukturen umgehen, neuen Mitarbeiter/innen mit frischem Blick aufgeschlossen zuhören, immer wieder neue Lösungen ausprobieren, kreativ mit sich verändernden Anforderungen umgehen, scheinbar widersprüchliche Umstände akzeptieren können (Stichwort "Ambiguitätstoleranz"), groß denken und die eigene Arbeit weiterentwickeln, Visionen verfolgen, agil führen und zusammenarbeiten.
Die digitale Welt verändert sich schneller als jede zuvor und bringt stets Neues hervor. Darauf nicht nur verspätet zu reagieren, sondern flexibel damit umzugehen und den gesellschaftlichen Wandel mit zu prägen, fordert neue Kompetenzen von uns. Ein erster und wichtiger Schritt ist immer, sich von den bevorstehenden Herausforderungen nicht entmutigen zu lassen und einfach mal auszuprobieren.
Mehr dazu? Folgende Suchbegriffe helfen weiter: #agil #Kreativitätstechniken #DesignThinking #LeanManagement #Iteration #UXdesign #VUCA
2. Informationen suchen, filtern, sortieren und präsentieren
Die übergroße Menge an zur Verfügung stehendem Wissen für sich strukturieren, die richtigen Informationen schnell finden, Suchstrategien anwenden, Glaubwürdigkeit von Informationen und Quellen bewerten, sich selbst Inspirationen außerhalb des eigenen Horizonts suchen, Daten sinnvoll ablegen und weiterverarbeiten, Informationen internet- und plattformgerecht aufbereiten.
Immer neue Entwicklungen erfordern immer neues Wissen. Dabei gilt der bekannte Spruch: Man muss nicht alles wissen, sondern nur, wo es steht. Suchmaschinen für seine Zwecke zu verwenden, will gelernt sein. Eigene Dateien ablegen auch, denn oft baut jeder Mitarbeitende eine eigene kleine Datenbank in seinem persönlichen Laufwerk auf, unzugänglich für andere. Einigen wir uns dagegen im Team auf eine Laufwerkstruktur und legen Dateien themenorientiert und nicht personenzentriert ab, können wir ohne Barrieren zusammenarbeiten. Dazu kommen neue Anforderungen für diejenigen, die Wissen zur Verfügung stellen wie z.B. Beratungsdienste. Sie müssen Ihre angebotenen Informationen so aufbereiten, dass sie für Ihre Adressat/innen auffindbar sind - in den Kanälen, in welchen diese suchen. In vielen Fällen sind das heute Social Media und das Web.
Mehr dazu? #Suchmaschinenoptimierung #Suchoperatoren #Internet-QuellenBewerten #Dokumentenmanagement #Plattformreadiness #SocialMedia
3. Kommunizieren und Kooperieren
Zusammmenarbeit - ein simples aber wichtiges Kriteriumpixabay.com
In interdisziplinären Teams flexibel zusammenarbeiten, über örtliche und zeitliche Distanz hinweg miteinander arbeiten, digitale Kommunikationsmittel kennen und situationsgerecht auswählen und einsetzen, Informationen miteinander teilen, sich an gemeinsame Regeln für die Kommunikation halten, sich verstehen.
In der digitalen Welt kommunizieren wir mehr als je zuvor. Damit diese Kommunikation gelingt und Kooperation im Arbeitskontext möglich wird, braucht es oft andere Kompetenzen als noch vor wenigen Jahren. Dazu kommt, dass jede Generationen andere Maßstäbe und Wertvorstellungen beim Thema Kommunikation hat. Vielen Teams tut ein Metagespräch über ihre Ansichten und Verabredungen zur Kommunikation sehr gut. Manchmal reicht es aber auch völlig aus, das Menschliche im Digitalen nicht aus den Augen zu verlieren.
Mehr dazu? #Organisationskommunikation #DigitaleKommunikation #Kommunikationskanäle #Kommunikationsregeln #VernetztArbeiten #NewWork
4. Sich selbst und die eigene Zeit gut managen
Zeitmanagement ist eine Schlüsselqualifikationpixabay.com
Den Fokus nicht verlieren, sich nicht ablenken lassen, den Überblick über wichtige Aufgaben behalten, eigene Strukturen schaffen und einhalten, durch den Einsatz der richtigen Werkzeuge Zeit sparen.
Sich zu "verzetteln" ist gerade in der papierlosen digitalen Welt einfacher als man denkt. Wir sind die Manager unserer eigenen Zeit, besonders im Job. Das kann nicht einfach nebenbei passieren, sondern braucht unsere Aufmerksamkeit und die passenden Fähigkeiten. Besprechen wir uns in unseren Teams und schauen: was funktioniert für wen gut und warum? Schrecken wir nicht davor zurück, langsam unsere Arbeitsweise zu verändern. Dies kann anfangs verängstigend sein, aber mit der Zeit werden die neuen Methoden ebenso selbstverständlich sein, wie die alten.
Mehr dazu? #Selbstmanagement #Selbstmanagement.Digital #Zeitmanagement
5. Sich selbst und seine Klient(inn)en in der digitalen Welt zu schützen wissen
Risiken und Gefahren in digitalen Umgebungen kennen und dagegen vorgehen, Daten vor Missbrauch schützen, gesundheitsbewusst mit digitalen Technologien umgehen, Suchtgefahr vorbeugen.
Datenschutz ist nicht umsonst in aller Munde, denn Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts. Und noch viel wichtiger ist die eigene Gesundheit. Beide müssen vor dem Hintergrund der erhöhten Anforderungen der digitalen Welt gut geschützt werden - am besten, indem jede/r in die Lage versetzt wird, sich selbst zu schützen.
Mehr dazu? #DigitaleAblenkung #Digital Detox #Datenschutz #KDG-DVO
6. Digitale Werkzeuge kennen und bedarfsgerecht einsetzen
Digitale Toolspixabay.com
Neue Funktionen in bekannten Programmen einfach mal ausprobieren, aufmerksam für neue Anwendungen sein, sich bei Bedarf Schulungen und Fortbildungen (z. B. auch bei youtube) holen, keine Angst vor scheinbar "dumme" Fragen an die IT-Abteilung, unpassende digitale Werkzeuge auch ablehnen, Medien analysieren und ihre Folgen für Klient/innen abschätzen.
Die digitale Welt bietet ein unüberschaubares Angebot an Anwendungen. Es ist ein Vorteil zu wissen, wozu twitter, asana, dudle und Office Lens dienen. Noch entscheidender ist allerdings, sie gewinnbringend für sich und andere einsetzen zu können. Medienkompetenz besitzt, wer digitale Medien kennt, kritisch bewertet und sinnvoll nutzt. Wichtig ist auch zu wissen, dass Medien sehr schnelllebig sind. Sie verändern sich von Tag zu Tag. Sie und Ihre Einrichtung können dies aktiv mitgestalten. Steuern Sie eigene Inhalte bei und durchbrechen Sie gegebenenfalls auch einmal Grenzen. Not sehen und Handeln!
Mehr dazu? #Medienkompetenz #DigitalTools
Diese sechs Kompetenzbereiche sind noch lange nicht abschließend. Sie geben Richtungen vor und reagieren auf Herausforderungen der digitalen Transformation. Solange diese jedoch läuft, bleiben die Kompetenzbeschreibungen offen und beweglich. Das ist zugleich eine neue Herausforderung und eine erleichternde Nachricht: Alle Kompetenzen sind mit Ausprobieren, Spiel und Kreativsein verbunden. Es gibt keine festgeschriebenen Qualifikationen zu erwerben, kein Curriculum zu erfüllen, sondern nur einen laufenden gesellschaftlichen Wandel mitzugestalten.
Als Quelle ist diese Mindmap der Kultusministerkonferenz bei der Entstehung des Artikels eingeflossen.