Trends der Digitalisierung
Gemeinsame Kalender, Google Maps, Instant Messaging und das Smartphone ganz allgemein als Begleiter durch den Tag - all diese Formen der Digitalisierung sind im alltäglichen Leben zur Selbstverständlichkeit geworden. Betrachtet man den Begriff Digitalisierung ausführlicher, so wird schnell klar, dass er mehrere Bedeutungen hat.
Das Smartphone ist schon lange ein AlltagsbegleiterPixabay
Es kann die digitale Umwandlung und Darstellung bzw. Durchführung von Information und Kommunikation meinen, aber auch die digitale Modifikation von Instrumenten, Geräten und Fahrzeugen. Ebenso bezeichnet es eine Wende in der historischen Entwicklung der Menschheit, sodass die digitale Revolution als Zeitalter nach der industriellen Revolution bekannt geworden ist.
Dies hat zur Folge, dass der Begriff Digitalisierung nur schwer zu fassen ist und auch der Prozess "digitale Transformation" sehr abstrakt erscheint. Denn es geht dabei nicht nur um Hard- und Software, sondern um das Zusammenspiel von Technik, Gesellschaft und Individuum. Als gesellschaftspolitischer Begriff bezeichnet Digitalisierung somit einen umfassenden Wandel, der durch digitale Technologien (Computer, Internet, Robotik, Künstliche Intelligenz) vorangetrieben wird und alle Lebensbereiche umfasst: Arbeit, Freizeit, soziale Beziehungen, Konsum, Mobilität und vieles mehr.
Diese Veränderungen haben sich in den letzten Jahren als so dauerhaft und umfassend gezeigt, dass niemand mehr Digitalisierung als Modeerscheinung bezeichnen kann. Wir können also damit rechnen, dass der digitale Wandel nicht an uns vorübergehen wird und auch uns betrifft. Digitalisierung bedeutet: alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden. Alles, was vernetzt werden kann, wird vernetzt werden. Alles, was automatisiert werden kann, wird automatisiert werden. Im Folgenden stellen wir Ihnen daher acht Trends im Bereich Digitalisierung vor, die schon heute Bedeutung für die Wohlfahrt und unsere ganze Gesellschaft haben.
1. Vernetzen
Grundsätzlich sind wir durch die Digitalisierung besser vernetzt. Das Smartphone ermöglicht es uns, jederzeit zu kommunizieren und mit unserer Umwelt in Verbindung zu treten. Dies ist im Alltag deutlich sichtbar. Steigt man heute in ein öffentliches Verkehrsmittel, so stellt man häufig fest, dass die meisten Passagiere mit ihrem Endgerät beschäftigt sind. Bei der Suche nach einem neuen Anbieter jeglicher Art, nutzt man Portale, die Wissen und Daten aus mehreren Quellen zusammentragen und somit die Recherche erleichtern. Über eine Cloud kann man seine Daten überall auf der Welt abrufen. Anbieter wie Spotify und Netflix ermöglichen uns einen ortsunabhängigen Zugang zu Unterhaltung wann immer es gewünscht ist. Es geht dabei aber nicht nur um Bequemlichkeit, sondern es ermöglicht eine Teilhabe in der Gesellschaft. In Hinblick auf den demographischen Wandel beispielsweise kann durch Telemedizin eine medizinische Versorgung sichergestellt werden, die ansonsten nicht möglich wäre.
2. Teilen statt Besitzen
BikesharingPixabay
Als "Sharing Economy" bezeichnet man einen Gemeinschaftskonsum die eine geteilte Nutzung von Gütern ermöglicht. Menschen auf der ganzen Welt teilen beispielsweise ihr Wissen in der online-Enzyklopädie Wikipedia. Dadurch findet man in dieser Datenbank Wissen, das in keiner Enzyklopädie zuvor zusammengetragen werden konnte. Gleichzeitig ermöglicht das Teilen auch einen effektiveren Konsum, der den Verbraucher auch noch Geld spart. Ein Auto oder ein Fahrrad zu teilen, ist für viele Menschen bereits selbstverständlich. Mitfahrgelegenheiten bei denen man gemeinsam über Spotify Musik hört, sind nichts Ungewöhnliches. Gilt das Stadtleben heutzutage als anonym, so bedeutete dies aber im Umkehrschluss nicht, dass man sich keine Bohrmaschine in der Nachbarschaft mehr leihen kann (Beispiel nebenan.de). Durch Vernetzung können somit teilweise Ressourcen genutzt werden, die vorher ungenutzt waren. Nicht alles wird durch das Teilen aber besser, denn es verändert die Art und Weise, wer Geld verdient und ermöglicht somit auch eine neue Form des Kapitalismus. Vermiete ich meine Wohnung in meinen Ferien via airbnb, so wird mein und der Urlaub von jemand anderem billiger, aber Hotelbesitzer weltweit machen dadurch minus. Taxifahrer weltweit wehren sich deswegen auch gegen den Fahrdienst Uber. Ressourcen werden somit effektiver genutzt, aber sie verändern den Wirtschaftskreislauf. Anzunehmen, dass durch alles Teilen die Welt zu einer besseren, sozialen Weltgemeinschaft wird, wäre verblümt. Dass aber eine umweltbewusstere, gemeinschaftlichere Nutzung von Ressourcen möglich ist, zeigt sich bereits in den vielseitigsten Angeboten.
3. Daten und Automatisierung
Durch die Abgabe von Daten ermöglichen wir Anbietern, ihre Dienste noch weiter an unsere Bedürfnisse anzupassen. Fahren wir beispielsweise mit Hilfe einer Navigationsapp, werden Staus ganz automatisch umfahren. Gleichzeitig können diese Daten auch noch weiter verarbeitet werden. Bewegungsprofile von Nutzer/innen können erstellt werden und ermöglichen so z.B. die Anzeige passender Werbung. Daten und Automatisierung scheinen für die Menschheit oft Fluch und Segen zugleich.
Spricht man über Digitalisierung, ist das Beispiel der künstlichen Intelligenz auch immer nah. Auch diese führen zu Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Bislang menschliche Tätigkeiten können, zumindest teilweise, von Maschinen übernommen werden. Der Pflegeroboter hat in diesem Kontext immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Einerseits ist es eine Erfindung, die in Anbetracht des Fachkräftemangels neue Ressourcen ermöglicht, andererseits ist eine Erfindung, die Sorge und Angst geschürt haben, dass KIs Menschen vollkommen ersetzen können. Der Umgang mit Daten und künstlichen Intelligenzen ist ein weltweit umstrittenes politisches und soziales Thema.
4. Personenzentrierung
PersonenzentrierungPixabay
In der modernen Produktentwicklung analysiert man zuerst die Probleme und Bedürfnisse einer Zielgruppe, bevor etwas Konkretes entwickelt wird. Es wird somit kundenzentriert entwickelt und nicht mehr Lösungsorientiert, so wie es in der Vergangenheit der Fall war. Methoden wie Interviews, Erstellung von Personas, Storyboards und Co sollen helfen, die Bedürfnisse von potenziellen Kunden zu erfassen. Evaluationen nach genutzten Dienstleistungen sollen sicherstellen, dass das Angebot weiter perfektioniert und individualisiert werden kann. Der Mensch steht somit voll und ganz im Mittelpunkt. War dies anfangs vielleicht nur eine erweiterte Form der Strategie "der Kunde ist König", so hat dies die Erwartungshaltung eines jeden im Umgang mit Konsum geändert. Wir leben in einer Dienstleistungsgesellschaft, in der jeder das finden soll, was er für die Vollendung seines persönlichen Glückes notwendig ist. Flexible und individualisierte Angebote sind selbstverständlich geworden. Dieser Trend hat schon lange gesamtgesellschaftliche Folgen, beispielsweise in der Sozialhilfe. Das neue Bundesteilhabegesetz beruht auf einer Personenzentrierung von Menschen mit Behinderungen. Betroffene haben dank ihr mehr Entscheidungsfreiheit und können selbstbestimmter leben.
5. Veränderung der Arbeitswelt
Mit der Entwicklung der Industrie hat sich die Arbeit von Menschen verändert. Dass dies gesamtgesellschaftliche Folgen hatte, machten schon Karl Marx und Friedrich Engels durch ihr kommunistisches Manifest und dessen Auswirkung deutlich. Mit der digitalen Revolution haben sich die Anforderungen an Mitarbeitende erneut verändert. Es entstehen neue Formen der Arbeit, welche die Grenze zwischen Freit- und Arbeitszeit verschwimmen lassen. Immer erreichbar zu sein; ortsunabhängiges Arbeiten durch das Internet; kein festes Büro; fluide Hierarchien; agiles projektbezogenes Arbeiten; Generation X/Y/Z; Diversifizierung; Fachkräftemangel - dies alles sind Schlagwörter unserer Zeit, ausgelöst von Digitalisierung. Die Waage zwischen Nutzen und Schaden für Mitarbeitende neu auszuloten, ist eine Kernaufgabe der heutigen Zeit.
6. Veränderung der Kommunikation
Mit der Erfindung von E-Mails und Instant Messanger hat sich unsere Kommunikation grundsätzlich gewandelt. Es minimierte zudem die verbundenen Kosten von Kommunikation. Über Nachrichten kann länger nachgedacht werden als beim Telefonat und kürzer als bei E-Mail oder Brief - das verändert auch die Art des Kommunizierens. Zum Beispiel nutzen Jugendliche in Messangern oft eine Kurzsprache, die auch zunehmend Einfluss auf die Alltagssprache erhält. Zudem können Emotionen durch Smileys und GIFs ausgedrückt werden und es besteht zudem die Möglichkeit, in Gruppen und per Video zu kommunizieren. Die Folgen sind neben ständiger Erreichbarkeit und Vernetzung, auch eine visuellere und kreativere Form der Kommunikation. Dies veränderte auch Methoden des Arbeitens. Bar Camps, Design Thinking und Modelle wie Canvas werden nicht mehr in der IT Branche genutzt. Dies führt insgesamt zu einer neuen Ausgangssituation: Der Mensch hat wie nie zuvor Zugriff auf orts- und zeitunabhängige Informationen und Kommunikationsmöglichkeiten. Dies wirft immer wieder die Frage auf: welche Wahl treffe ich, wenn es doch die falsche sein kann?
7. Beschleunigung
Beschleunigung durch die Hybridisierung der SozialräumePixabay
Moore’s Law besagt: Die Rechenleistung von Computern verdoppelt sich alle 12 bis 24 Monate. Mittlerweile gibt es viele Stimmen die sagen, dass dies nicht mehr zutreffend ist. Durch künstliche Intelligenzen kann Leistung auf einmal exponentiell wachsen. Diese Beschleunigung hat Auswirkungen auf die Schnelligkeit von Kommunikation, Information, Technik sowie Güter- und Personentransport. Insgesamt entwickelt sich die Menschheit dadurch politisch und kulturell schneller und unterwirft die Gesamtgesellschaft einem konstanten, ständigen Wandel.
8. Hybridisierung der Sozialräume
Wurde anfangs noch eine starke Trennung zwischen virtueller und realer Realität gemacht, greift dies mittlerweile nicht mehr. Die Sozialräume haben sich hybridisiert. Begriffe wie online oder offline greifen nicht mehr. Ein Streit über Facebook ist genauso real wie einer von Angesicht zu Angesicht; Google Maps sucht mir zwar virtuell eine Route, doch diese beschreite ich in der realen Welt. Die Phrase "Interner der Dinge" bezeichnet das Einbetten des Internets in Gegenständen aus dem Alltag: beispielsweise ein smarter Kühlschrank. Auch die Daten die dadurch erhoben werden können, geben einen Überblick über das reale Leben. Virtuelle Realiätsbrillen (Vr-Brillen), erzeugen ein 3D-Bild vor dem inneren Auge, indem sich die Bilder vor dem rechten und dem linken Auge leicht voneinander unterscheiden. Zudem hat das Sichtfeld keine erkennbaren Grenzen. Man kann sich darin drehen und bewegen, sodass sich die Erfahrung "real" anfühlt.