Die digital vernetzte Caritas – vom besonderen Event zum Regelfall
Mit dem Tandem 4.0 Projekt investieren die beteiligten Verbände schon seit Beginn in die Vernetzung der Organisationen und ihrer Mitarbeitenden. Genau das spiegelt die große Online-Konferenz "Die digital vernetzte Caritas" im Januar 2021 wider.
Sketchnotes zum Vortrag von Eva Welskop-Deffaa und Bernd Mones bei der Online-Tagung „Die digital vernetzte Caritas“.https://www.sketchnotes-by-diana.com/
Tandem 4.0 ist über die Zeit zu einem Kompetenzzentrum gewachsen, welches sich die DiCV Berlin, Magdeburg, Dresden-Meißen, Görlitz, Erfurt und die Caritas im Norden mithilfe von Koordination durch den DCV für Ihren Weg in die digitale Transformation gegeben haben. In mehr als 100 Projekten und Veranstaltungen haben mehr als 2.000 Menschen miteinander gelernt, wie Chancen digitaler Transformation für die Caritas genutzt werden können. Wir gingen dabei dezentral vor, orientiert an den Bedarfen vor Ort, und entwickelten passgenaue Lösungen im Tandem aus DigitalCoach und Pilot/innen aus den Verbänden. Die Pilot/innen und Lernenden mit ihren Projekten wurden unsere Knotenpunkte im Netzwerk.
Wie einzelne Menschen und ihre Projekte zum Netzwerk werden
Da ein Netzwerk die Wirkung aus seinen Verknüpfungen zieht, hörte die Lernreise der Tandem-Pilot/innen mit dem erfolgreich abgeschlossenen Projekt nicht auf. Mit dem Ziel einer digital vernetzten Caritas im Blick halfen wir, auf ganz unterschiedliche Arten und Weisen Verbindungen zu schaffen:
Als organisationsübergreifendes Team aus 3 DigitalCoaches und 2 Personen in Projektkoordination und -verwaltung für 6 Diözesancaritasverbände waren wir in der Lage, aktuelle Bedarfe, Erfahrungen und Lösungen direkt miteinander auszutauschen und in allen 6 Verbänden nutzbar zu machen. Das führte zu einer effizienteren Tandem-Arbeit vor Ort. Ein System für die Anmeldung zu unseren Workshopangeboten mussten wir dadurch zum Beispiel nur einmal entwickeln - aber 6 Verbände profitierten.
Wir brachten auch Menschen direkt miteinander in Kontakt, die einander sonst lange gesucht hätten. Eine Einrichtung aus dem DiCV Görlitz möchte die Dienstplanung digitalisieren? Wunderbar! Eine andere aus dem DiCV Berlin hatte dies gerade vor 2 Jahren getan und teilte gern ihre Erfahrungen.
Manchmal fehlt der Rahmen für die Vernetzung in der täglichen Arbeit. Als wir den Bedarf nach einem Austausch der IT-Abteilungen der Verbände wahrnahmen, organisierten wir daher einen "IT-Vernetzungstag" - und zwar nicht nur der IT-Abteilungen untereinander, sondern gleich mit Führungskräften aus den Verbänden, um auch fachliche und finanzielle Anforderungen mit "am Tisch” zu haben - nach Rückmeldung vieler Beteiligter kam das in dieser Intensität sonst nur selten vor.
Darüber hinaus veranstalteten wir zwei große Online-Reihen, verbandsweit und trägerübergreifend: Im Juni 2020 wurde in der Web-Seminarreihe "Digitale*s SozialWesen. wir. jetzt. anders." gerade in der Pandemiesituation wertvolles Erfahrungswissen zu digitalen Arbeitsweisen in sozialen Organisationen geteilt mit über 400 Teilnehmenden von Caritasorganisationen und anderen Trägern aus ganz Deutschland.
Zuletzt trafen sich im Januar 2021 bei der Online-Konferenz "Die digital vernetzte Caritas" 160 Fach- und Führungskräfte der Tandem-Verbände, um Impulse zu bekommen, sich auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Das Ziel: Beziehungen zwischen den engagierten Projektteilnehmer_innen, die wir in drei Jahren Tandemarbeit treffen und begleiten durften, zu stärken oder neu zu schaffen, einen Ort für den Austausch ihrer Lernerlebnisse zu geben sowie die Fortführung ihrer Innovationen zu sichern und zu skalieren.
Was die digital vernetzte Caritas bewegt
Auch thematisch drehte sich die Online-Konferenz ums digitale Vernetzen. Unter Pandemie-Bedingungen war für die meisten dabei die Frage wichtig, wie sie Begegnungen zwischen Menschen im Online-Raum realisieren können - ob mit Kolleg*innen, Klient*innen, Kooperationspartnern o.a. Entstanden ist dabei unter anderem eine große Sammlung an hilfreichen Tools für Online-Veranstaltungen, die auch nach der Tagung gern weiter genutzt und erweitert werden kann:
Zur Tool-Sammlung
Außerdem beschäftigte die Menschen in der digital vernetzten Caritas, wie sie digital kommunizieren können, um Fachkräfte als neue Mitarbeitende zu finden oder Klient*innen zu erreichen. Social Media, Messenger, Online-Beratung, Termin-Buchungstools - Möglichkeiten gibt es viele. Alle bringen ihre Potentiale und ihre Herausforderungen in der Umsetzung mit sich. Der Erfahrungsaustausch war entsprechend fruchtbar.
Erfahrungsaustausch und Impulse waren auch vielen wichtig zu der Frage: Wie können wir sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden zu jeder Zeit das Wissen zur Verfügung haben, welches sie benötigen? Wissensmanagement muss auch als Führungsaufgabe verstanden und gelebt werden. Digitale Mittel können es unterstützen. Bewegt wurden bei der Online-Konferenz auch neue ethische Fragen, z.B. zur Sicherung von Teilhabechancen aller an digitalisierten Angeboten der öffentlichen Verwaltung (Onlinezugangsgesetz, OZG) oder zu Gerechtigkeitsfragen bei zunehmend automatisierten Entscheidungen durch Algorithmen.
Sketchnotes zum Vortrag von Sabine Depew bei der Online-Tagung „Die digital vernetzte Caritas“.https://www.sketchnotes-by-diana.com/
Wo Vernetzung nachhaltig wirken kann
Zu all diesen Themen sind zwischen Menschen und Organisationen der Caritas Verbindungen gewachsen. Um das Netzwerk nachhaltig zu gestalten, haben wir uns in der Abschlussdiskussion die Fragen gestellt: Wie können digitale Innovationen innerhalb der Strukturen der Caritas gefördert werden? Und wie können wir vernetzt in die digitale Transformation gehen? Hier einige Ideen:
Schaffen wir multiprofessionelle Denkräume, in denen Kolleg*innen ohne die Einschränkungen durch Positionen in der Hierarchie zusammenkommen! Dort gibt es Raum für Austausch, die Entwicklung neuer Lösungen und Zukunftsperspektiven abseits von Systemzwängen. Für die Umsetzung erhalten die Mitarbeitenden dann wieder Unterstützung durch die Führungskräfte. Tolle Beispiele sind der DenkRaum im DiCV Essen oder das #Cafe.digital, mit dem im DiCV Berlin experimentiert wurde.
Pflegen wir den Austausch auch durch regelmäßige Netzwerkpflege, z.B. in Videokonferenzen! Das youngcaritas-Netzwerk macht es vor: In zweiwöchentlich stattfindenden Videokonferenzen treffen sich Kolleg*innen aus ganz Deutschland zum Austausch von Erfahrungen und Ideen und zur Entwicklung gemeinsamer Projekte, an denen in einem kollaborativen Tool weiter gearbeitet wird bis hin zu Abstimmung und Beschlussfassung.
Seit den positiven Erfahrungen mit der Caritas Online-Beratung wissen wir auch: Personale Beziehungen können auch über die schriftliche digitale Kommunikation hergestellt werden. Das unterstreicht die besondere Bedeutung von Social Intranets mit gemeinsam gepflegten Foren und Wikis und zeigt, dass wir - als Verband - das CariNet erneuern müssen.
Alle Präsentationen der Vortragenden und die grafischen Protokolle der Inputs der Online-Konferenz "Die digital vernetzte Caritas" finden Sie zur Nachlese auch in der CariNet AG zu Tandem 4.0 (vorherige Anmeldung erforderlich).