Die Gender-Beauftragte der Caritas
Frau Dr. Stetter-Karp, Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbands und Genderbeauftrage der Caritas.
Die Caritas-Delegiertenversammlung hat den Unternehmen der Caritas empfohlen, den Frauenanteil in den Vorständen, Geschäftsführungen und Aufsichtsgremien über eine Quote auf 50 Prozent zu erhöhen. Was sagen Sie zur Quotenregelung?
Irme Stetter-Karp: Die Verständigung auf eine Quote ist ein wichtiger formaler Akt. Sie könnte ein Qualitätsmerkmal und Wettbewerbsvorteil werden. Notwendig ist die Quote, weil wir zwar formal weitgehend gleiche Zugangsmöglichkeiten für Frauen und Männer haben. Aber je höher der Grad der Eigenmächtigkeit im Arbeitsfeld oder die Hierarchieebene ist, desto deutlicher ist die Exklusion von Frauen faktisch.
Sehen Sie Spezifika bei der Caritas, etwa spezielle Mentalitätsmuster, Rollenbilder und Rituale als Ursachen?
Die kirchlich geprägten Strukturen verhindern einiges an Partizipation. Als ich den Caritasverband kennengelernt habe, war ich darüber überrascht. Ich hätte erwartet, dass dort, wo Laien in Führungsverantwortung gehen können, das Potenzial speziell von Frauen selbstverständlicher entfaltet wird. Aber obwohl es Frauen waren, die die soziale Arbeit nach 1945 aufgebaut hatten, haben sich vorwiegend Männer in den führenden Positionen installiert.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Teilzeit und Doppelbelastung sind das eine. Es gibt weitere Mechanismen, die die berufliche Karriere von Frauen behindern, zum Beispiel die Tatsache, dass männliche Entscheider eher wieder Männer auf gute Posten ziehen.
Ja, das Männernetzwerk, das funktioniert gut. Dieses Netzwerken müssen Frauen noch lernen. Und das Zubeißenwollen, das eben nicht friedlich ist. Allerdings nehme ich auch wahr, dass jüngere Frauen selbstbewusster auftreten, mehr fordern. Wenn früher galt: Frau nimmt die Bedingungen hin, wie sie da sind, oder sie hat keine Möglichkeit zu beruflicher Entwicklung, so sagen die Frauen heute, wie sie sich ihre Arbeitsbedingungen vorstellen.
Die Fragen stellte Liane Muth, Beauftragte für Gleichstellung und Familienfreundlichkeit in der Zentrale des Deutschen Caritasverbandes.
Das ausführliche Interview der beiden Frauen können hier nachlesen.
Als Genderbeauftragte begleitet Frau Dr. Stetter-Karp auch das Projekt "Gleichgestellt in Führung gehen" des Deutschen Caritasverbandes.