Feuer&Flammen-Tour in der Caritas-Region Cottbus
Das Setting in und um Cottbus
Die Feuer&Flammen-Tour beginnt mit der Ankunft von Astrid Schaffert am Hauptbahnhof von Cottbus (sorbisch: Chosebuz).DCV
Die Feuer&Flammen-Tour der Caritas begann in Cottbus, einem in vielerlei Hinsicht geeigneten Ort für den Auftakt einer bundesweiten Veranstaltungsreihe.
Die Caritas-Region Cottbus bietet ein breites Repertoire an Beratungsdiensten an, nicht nur in der gleichnamigen Mittelstadt, sondern auch im ländlich geprägten Umfeld, wie an den Standorten Spremberg, Guben, Forst, Döbern und Peitz. Große Einrichtungen sind eher selten, die Verwaltung ist schlank und auf das Wesentliche konzentriert.
45 Mitarbeiter(innen) aus der gesamten Region und aus sehr unterschiedlichen Arbeitsfeldern wie der Erziehungs- und Migrationsberatung, der allgemeinen Sozialberatung oder der offenen Altenhilfe kamen zum jährlich stattfindenden Mitarbeiter(innen)tag.
Die Motivation für die Arbeit bei der Caritas schöpfen die meisten Teilnehmenden aus den Inhalten ihrer Tätigkeit sowie aus der Begegnung mit den Menschen, für die sie und mit denen sie arbeiten.
Prägende Themen
Die Caritas als sozial- und gesellschaftspolitischer Akteur stand als Thema im Zentrum. Fast alle Mitarbeitenden sind von ihrer Beratungsarbeit absorbiert, Zeitressourcen für übergreifendes Engagement sucht man vergebens. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wo Einmischung möglich ist und wo weiterer Handlungsbedarf besteht.
Sozial- und gesellschaftspolitische Einmischung sei untrennbar mit Beratungsarbeit verbunden, so die vielfach geäußerte Meinung dazu. Schließlich wüssten die Berater(innen) sehr gut Bescheid um die Nöte der Menschen, ihre Verletzungen und die daraus resultierenden politischen Veränderungsbedarfe.
Eine der Kleingruppen beim Mitarbeiterinnentag der Caritas-Region Cottbus am 9. Mai 2019.DCV
Zwei Themen wurden als besonders relevant hervorgehoben. So gibt es in der Region Cottbus (und darüber hinaus) zahlreiche Menschen, die sich nicht nur abgehängt fühlen, sondern dies auch tatsächlich sind. Im Strudel der ökonomischen Umwälzungen nach der Wende verloren viele ihre Arbeitsplätze, damit auch ihre Zuversicht und Stabilität. Von Weiterbildungen über 1-Euro-Jobs, geringfügige Beschäftigung bis hin zu ALG II- Maßnahmen – die Liste der Maßnahmen ist lang, die langfristige Perspektive hingegen kurz. Das Rentenniveau ist gering und der Frust umso größer. Die Lebenssituation dieser Menschen steht wenig im Fokus der politischen und gesellschaftlichen Öffentlichkeit. Ein zweites – damit zusammenhängendes – relevantes Thema ist die Altersarmut. Unterbrochene Erwerbsbiografien und niedrigeres Lohnniveau führen zu geringen Ansprüchen. Die Lebensleistung wird zu wenig anerkannt, ein Nährboden für die AfD.
Erkenntnisse der Tour-Station Cottbus
Raik Nowka, Mitglied des Landtags Brandenburg (CDU); Astrid Schaffert, Referentin beim Deutschen Caritasverband; Beate Leis, Sozialarbeiterin in der Caritas-Region Cottbus; und Torsten Bognitz, Abteilungsleiter für Fachberatung und Fachpolitik des Diözesan-Caritasverbandes Görlitz am 9. Mai 2019 beim Besuch der Feuer&Flammen-Tour-Station Cottbus.DCV
Ein stärkeres Engagement des Caritasverbands in politischen Debatten wünschten sich viele Teilnehmende des Mitarbeiter(innen)tags. Besonders im Fokus stand ein Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit. Dies wurde eindrucksvoll von Raik Nowka, CDU-Abgeordneter im Landtag Brandenburg, unterstrichen. Er bekräftigte die Relevanz von politischer Einmischung der Caritas-Mitarbeiter(innen) sowohl im beruflichen Umfeld und in diversen Ausschüssen als auch im privaten Bereich, bspw. als Gemeinderäte. Jeder und jede könne und solle sich einmischen. Raik Nowkas Wahrnehmung nach ist die Caritas im politischen Alltag zu wenig sichtbar, mit klaren Konsequenzen: Wenn keiner über die Caritas spreche, spreche niemand mit der Caritas, so die Einsicht. Strategisches Handeln als Caritas, um sich mit ihrer Kompetenz ins Gespräch zu bringen, sei wichtig.
Angesprochen auf das Spannungsfeld zwischen der Anforderung, sich im Wettbewerb zu behaupten einerseits und dem christlich-ethischen Anspruch der Caritasverbände und sozialen Einrichtungen andererseits, war die Antwort überraschend klar und eindeutig: "Rückgrat durchdrücken", für die eigene politische Position stehen und die Auseinandersetzung suchen. Hierbei lasse sich der Unterschied zu rechtspopulistischen Parteien klar erkennen, die über das bloße Anprangern nicht hinauskommen.
Diese und weitere Ermutigungen konnten die Teilnehmenden in ihren imaginären Rucksack packen, um in der weiteren Arbeit davon zu zehren.