Caritas in der digitalen Welt
HINWEIS: Dieser Text entstammt nicht den ursprünglichen Wegmarken, sondern wurde nachträglich erarbeitet, um in dieses für die Zukunft der Caritas relevante Thema einzuführen.
D 1
Die digitale Transformation wandelt auch das Umfeld der verbandlichen Caritas und die verbandliche Caritas selbst. Die verbandliche Caritas sucht aktiv ihre Gestaltungsmöglichkeiten und nutzt sie, um auch in der digitalen Welt "nah bei den Nächsten" zu sein.
Der digitale Wandel hat technische Ursachen und bringt technische Neuerungen mit sich, die Informationen leichter entstehen lassen und weltweite Kommunikation enorm vereinfachen. Damit verändern sich aber ebenso unser Selbstbild, der Aufbau von Organisationen und damit die Aufgaben und Möglichkeiten der verbandlichen Caritas. Um diese dynamischen Entwicklungen zu verstehen und zu nutzen, braucht es flexible Netzwerkstrukturen und eine kommunikative, Organisationskultur. Die verbandliche Caritas wird sich und ihre Partner auch als Netzwerkorganisation verstehen. In einer lernenden Organisation wird Wissen schnell geteilt und Mitarbeitende und Ehrenamtliche erhalten die Möglichkeit, ihr Umfeld und damit auch die Organisation mit zu gestalten. Dadurch wandelt sich die Organisation mit ihrem Umfeld.
D 2
Die verbandliche Caritas ist in Zeiten des Wandels besonders gefordert, die menschliche Perspektive und die Position der Schwachen zu stärken. Sie muss Frustration, Polarisierung und entstehenden Fliehkräften in der Gesellschaft mit wirksamen Angeboten begegnen.
Der digitale Wandel trägt zu einer Dynamik bei, durch die alte Wertesysteme und vor allem Positionen in Frage gestellt werden und mögliche Privilegien als solche sichtbar werden. Die scheinbar oder tatsächlich auseinanderbrechende Gesellschaft führt an vielen Stellen zu einer starken Verunsicherung und zur Suche nach Halt und neuen Antworten, die gerade durch Populisten besonders schnell versprochen werden. Für die erforderliche Neuorientierung braucht es Möglichkeiten, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu erleben. Die verbandliche Caritas muss hier analoge, digitale und hybride Wege, Orte und Angebote bieten, die den Menschen ihren Wert in diesem Wandel zeigen, den Wandel gestaltbar werden lassen und neuen Gemeinsinn stiften.
D 3
Die verbandliche Caritas nimmt ihre seismographische Rolle auch in der digitalen Welt wahr und setzt sich anwaltschaftlich für und mit den Menschen ein, deren Teilhabe unter Umständen beschnitten wird. Durch eigene Kompetenzen oder netzpolitische Partner kann sie technische und gesellschaftliche Entwicklungen frühzeitig deuten und deren Auswirkungen in die gesellschaftliche Debatte einbringen.
Auch wenn der digitale Wandel prinzipiell mehr Teilhabe ermöglicht, ist seine tatsächliche Erscheinungsform auch von ungleichen Machtverhältnissen und Beteiligungsmöglichkeiten geprägt. Die durch mangelnde Bildung, mangelnde finanzielle Ressourcen oder intransparente Bewertungsmaßnahmen Benachteiligten müssen von der verbandlichen Caritas unterstützt und neu befähigt werden. Darüber hinaus muss die verbandliche Caritas mit ihnen und für sie politisch eintreten für einen Abbau der Ungleichheiten und eine Veränderung der Strukturen. Da Netzwerke und digitale Technik maßgeblich die Teilhabe bestimmen können, sind entsprechende Kenntnisse auch in der verbandlichen Caritas notwendig. Sozialpolitik schließt heute Netzpolitik ein. Auch bei weltumspannenden Netzwerken, Akteuren und Firmen hat die Caritas eine internationale Verantwortung und die verstärkte Notwendigkeit mit gleichgesinnten Partnern die Kräfte zu bündeln.