"Es ist sehr schwierig, diese Kinder zu finden", sagt Jutta Ocklenburg. Sie ist eine von drei Präventionsfachkräften der Caritas Hamm im Bereich Kinder- und Jugendhilfe. Die anderen heißen Margit Heile und Alexander Sobolewski. Alle drei sollen dafür sorgen, dass Missbrauch verhindert und Opfern geholfen wird.
Mehr als 2000 Kinder und Jugendliche in Hamm haben mit Einrichtungen der Caritas in Hamm zu tun: weil sie eine Kita des katholischen Wohlfahrtsverbands besuchen oder die Caritas Träger des offenen Ganztags (OGS) ihrer Schule ist. Nachdem die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche aufgedeckt wurden, beschlossen Bistümer und Bischofskonferenz, dass in allen katholischen Einrichtungen Schutzkonzepte gegen sexuellen Missbrauch gelten sollten. Die Präventionsfachkräfte unterstützen Mitarbeiter der Einrichtungen nun dabei, diese Konzepte zu entwerfen.
Oftmals gehen sie von einer einfachen Frage aus: Wie erzieht man Kinder so, dass sie selbstbewusst genug sind, etwas sagen, wenn ihnen Unrecht geschieht? "Es fängt damit an, dass man Kinder nicht ungefragt auf den Schoß nimmt. Man muss sie fragen, ob sie das möchten", sagt Anne Krause-Kirchhoff, als Fachbereichsleiterin unter anderem zuständig für Kitas und OGS bei der Caritas.So zeige man Kindern, dass sie Grenzen haben dürfen und diese akzeptiert würden.
Allerdings: Braucht es nicht Zeit, um Kindern das Selbstbewusstsein zu vermitteln, das nötig ist, damit sie sich wehren können? Und haben Kitas und OGS dafür genug Personal? Alexander Sobolewski ist nicht nur Präventionsfachkraft, sondern leitet auch die Kita St. Ida in Bockum-Hövel. "Wir haben gelernt, nicht über zu wenig Personal zu jammern", sagt er. Dabei sieht der aktuelle Personalschlüssel vor, dass - je nach Altersverteilung - zwei Erzieher für 20 bis 25 Kinder zuständig sind. "Wir sind jetzt dran zu sagen, dass wir mehr Personal brauchen", sagt er.
Sobolewski selbst ist neben der Kita-Leitung nun als Präventionsfachkraft unter anderem für fünf weitere Kitas und für die OGS von vier Schulen zuständig. Überall dort sollen bald Schutzkonzepte gelten. Diese sehen auch vor, die Einrichtungen unter die Lupe zu nehmen: An welchen Orten könnte es zum Missbrauch kommen? Welche Strukturen ermöglichen ihn?
Schöpft ein Mitarbeiter einen Verdacht, fallen viele Worte: Er informiert einen Kollegen, beide beobachten das Kind, notieren ihre Beobachtungen. Verhärtet sich der Verdacht, schalten sie Einrichtungsleiter und Fachleute ein. Könnte das Kind zu Hause missbraucht werden, informieren die Mitarbeiter das Jugendamt. Könnte der Missbrauch in der Einrichtung selbst geschehen, werden möglicher Täter und Opfer getrennt, weitere Schritte ergriffen.
Ocklenburg hat den Eindruck, dass die Zahl der Missbrauchsfälle steigt: "Gerade Kinder untereinander tun sich vieles an." Ein Schutzkonzept helfe den Einrichtungsleitern, richtig zu handeln. Einen Missbrauch könne nie einer alleine aufdecken - deshalb müssten viele Menschen informiert werden, wenn ein Verdacht besteht. "Kinderschutz ist nur über Kommunikation erreichbar", sagt sie. (WA con)