Ein Beispiel ist die Situation der Menschen in Afghanistan, deren Lage sich seit der Machtübernahme durch die Taliban im August letzten Jahres dramatisch verschlechtert hat und sich zur schlimmsten humanitären Katastrophe in über 40 Jahren Krieg und Krisen entwickelt. Millionen von Menschen im gesamten Land sind von Hunger, Armut und Unterversorgung bedroht.
Die Afghanische Gemeinschaft in Hamm, der ca. 200 Landsleute angehören und die von der Caritas unterstützt wird, schaut mit großer Sorge auf die aktuelle Entwicklung in ihrem Heimatland. In den bereits seit vier Jahren regelmäßig stattfindenden Treffen der Gemeinschaft nimmt der Austausch über die aussichtslose Lage der Familienangehörigen und Freunde in der Heimat einen breiten Raum ein.
Dabei entstand die Idee zur Veranstaltung "#See more - do more!", die die Afghanische Gemeinschaft gemeinsam mit der Caritas Hamm gegen das Vergessen organisiert hatte und auf der sich über 60 Teilnehmende über die Sorgen und Nöte der Afghanen informierten. Aus eindrucksvollen Kurzvideos und persönlichen Zeugnissen erfuhren die Teilnehmenden, dass 95 % der Menschen in Afghanistan sich nicht ausreichend ernähren können und sich der Bedarf an humanitärer Hilfe verdreifacht hat.
Über die Hälfte der Kinder unter fünf Jahren sind von akuter Unterernährung betroffen. In Kliniken sterben Kinder, weil es zu wenig Medikamente gibt. Dass inzwischen Kinder zum Verkauf angeboten werden, damit der Rest der Familie überlebt, spiegelt die humanitäre Katastrophe wider und schockt selbst erfahrene Entwicklungshelfer:innen. Mit Beginn des neuen Schuljahres verboten die Taliban, entgegen früheren Aussagen, Mädchen den Besuch weiterführender Schulen. Öffentliche Parks dürfen nur noch getrennt von Frauen und Männern besucht werden. Ärzt:innen und Lehrer:innen werden seit Monaten nicht mehr für ihre Arbeit bezahlt.
"Die größte Sorge der Menschen aus der Gemeinschaft in Hamm ist, dass sie und das Land, aus dem sie kommen, vergessen werden. Die Menschen hier sind in großer Sorge um Angehörige, Freunde, die von akuter Hungersnot und Unterversorgung betroffen sind", fasst Masoud Sadeq, Sprecher der Afghanischen Gemeinschaft, die Betroffenheit seiner Landsleute in Hamm zusammen. Imke Friedrich, Fachdienstleiterin für Integration und Migration der Caritas Hamm, bekräftigte, dass man aktuell gemeinsam nach Unterstützungsmöglichkeiten für die Menschen in Afghanistan suche. "Uns ist aber auch wichtig, gerade in dieser Zeit unseren afghanischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Hamm zur Seite zu stehen. Wir empfinden es als eine große Herausforderung, die Balance zu halten und die vielfältigen Notlagen, die wir gerade sehen, gleichermaßen im Blick zu behalten".